Leseprobe

Während die Ameisen aufgeregt ihre Fühler aneinander rieben, ihre persönliche Art der Verständigung, überlegte Nico fieberhaft, wie es weitergehen sollte. Den Weg zur Schädelhöhle versperrte die Ameisenburg und den Weg zurück zum Dorf eine grimmig dreinblickende Ameisenschar, mit der sicher nicht zu spaßen war. Was nun?

„Nico, schau mal“, hörte er Lisa wispern. Sein Blick folgte ihrer ausgestreckten Hand und landete bei einem handtellergroßen Ameisen-Soldaten, der soeben aus der Burg krabbelte. Mit ungutem Gefühl verfolgte Nico, wie er auf den höchsten Punkt der Burg eilte, sich dort in imposanter Haltung aufbaute und die beiden ungebetenen Besucher von oben herab wütend anfunkelte.

„Er hat ein Gesicht“, flüsterte Lisa aufgeregt. „Er sieht aus wie die kleinen Kobolde in meinem Buch.“ Nico hatte zwar keine Ahnung, von welchem Buch seine Schwester redete, aber das kleine Gesicht hatte tatsächlich etwas Koboldhaftes an sich. Besonders durch die spitz zulaufenden Ohren, die auf der Suche nach verdächtigen Geräuschen immer wieder ihre Lauschrichtung änderten, und durch die kleine Knollennase, die ständig deutlich hörbar schnüffelte. Außerdem war dieser Ameisen-Soldat wesentlich größer als seine Artgenossen und hatte stahlblaue Augen, die alles in ihrem Umfeld glasklar wahrzunehmen schienen. Nur eines passte nicht zu seiner imposanten Erscheinung: Ihm fehlte ein Bein.

„Was wollt ihr hier“, wetterte er in diesem Moment zornig los, und weder Nico noch Lisa waren ernsthaft überrascht darüber, dass er sprechen konnte. „Wollt ihr noch mehr Unheil anrichten? Reicht es nicht schon, dass unsere Burg zerstört ist und wir nicht wissen, wie wir sie vor dem nächsten Regen wieder reparieren sollen?“

Puzzle (500 Teile / Begegnung mit Tjark) zum Buch "Das magische Tagebuch"